Zu den Victoriafällen

von Susanne Schlesinger

03.03.2016
Einige Mangusten leisten uns beim Frühstück Gesellschaft und hoffen auf einen kleinen Snack. Wir können es heute entspannt angehen lassen, denn von Kasane zu den berühmten Victoriafällen sind es nur rund 70 Kilometer Fahrstrecke. Unsere Reise endet in Victoria Falls und es wird die letzte Fahrstrecke im Safaritruck sein. In der Nebensaison ist es am Grenzübergang nach Simbabwe recht ruhig. Wir füllen unsere Formulare aus und zahlen die Gebühr. Die Beamten lassen sich Zeit, aber nach einer halben Stunde können wir unsere Pässe wieder entgegennehmen und weiterfahren.

Um die Mittagszeit erreichen wir Victoria Falls. Die kleine Stadt ist wie Maun und Kasane fest in Touristenhand und hier finden sich jede Menge Safarifirmen, Souvenirstände und Märkte sowie Imbissbuden und Restaurants. Die Hauptattraktion und Namensgeber der Stadt sind die berühmten Victoriafälle, deren Gischt schon einige Kilometer vor der Stadt aus sichtbar ist. Die Wasserfälle selbst sind Teil des Mosi-oa-Tunya-Nationalparks. Wir treffen unseren Guide und bekommen Regencapes, dann gehen wir gemeinsam durch das gut gesicherte Eingangstor zum Park. Ein Führer wäre eigentlich unnötig, denn hier ist alles gut beschildert, aber der Service schafft wieder einen Arbeitsplatz mehr.

Mosi-oa-Tunya Nationalpark entlang der Victoria-Fälle

Ein befestigter Weg führt zunächst zur Statue von David Livingstone und dann parallel zu den verschiedenen Abschnitten der Wasserfälle bis hin zur Eisenbahnbrücke. Diese überspannt nicht die Fälle selbst, sondern den Sambesi, der in enge, tiefe Schluchten eingezwängt tosend seinen weiteren Weg in Richtung Osten nimmt. Wer Nervenkitzel sucht, kann entweder von der Eisenbahnbrücke rund 110 Meter an einem Bungeeseil in die Tiefe springen oder alternativ am Fuß der Fälle eine Raftingtour in dem reißenden Fluss unternehmen.

Beim Besuch der Statue fängt es heftig an zu regnen und die Umhänge nützen nur bedingt. Zusammen mit dem Wind, der uns die Gischt ins Gesicht treibt, ist zunächst von den Wasserfällen wenig zu sehen. Aber der Regen dauert auch hier nicht lange an und am Ende des Weges klart es bereits wieder auf und die Sonne schaut zwischen den Wolken hervor. Hubschrauber kreisen über den Fällen und wir fragen uns, ob man bei solchen Regengüssen überhaupt etwas unter sich erkennen kann. Wir wandern den gleichen Weg noch einmal zurück und können nun die einzelnen Abschnitte der gigantischen Wasserfälle besser erkennen, die so klangvolle Namen wie „Rainbow Falls“, „Horseshoe Falls“ und „Devil’s Cataract“ tragen. Die aufragenden Basaltformationen in der Schlucht sind mit grünen Pflanzen überwuchert. Gegenüber sehen wir einige Leute mit Picknickkörben auf Livingstone Island. Die Insel liegt genau an der Kante des Wasserfalls und gehört zu Sambia. Man muss mit dem Boot dorthin fahren, sicher ein besonderer Nervenkitzel so nahe an der Kante, über die das Wasser rund 100 Meter in die Tiefe stürzt.

Im dichten Regenwald, der die Wanderwege säumt, begegnen wir zwei hübschen Buschböcken und kurz vor dem Ende (oder Anfang) des Weges an der Statue zaubert die Sonne Regenbogen in die Gischt. Einfach wunderschön! Schade, dass wir während unseres Aufenthaltes keinen Vollmond haben. Die „Lunar Rainbows“ müssen ein fantastischer Anblick sein. Aber auch mit etwas Regen und bewölktem Himmel sind die Wasserfälle eins der grandiosesten Naturschauspiele, die ich je gesehen habe. Felix, Anita und Hans, die bereits an den Iguacu-Fällen in Argentinien waren, sagen, diese wären noch spektakulärer (aber das ist ja subjektiv). Für mich ist mit dem Besuch der Victoriafälle ein großer Traum in Erfüllung gegangen.

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