Eine Chance für kranke Kinder in Tansania
Das Rehabilitation Center, das von der evangelischen Kirche in Tansania und mit Hilfe von internationalen Spenden betrieben wird, möchte diesen Menschen eine echte Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben bieten. Das Zentrum steht unter deutscher Leitung und wird unter anderem von der deutschen „Mission Eine Welt“ und dem Leipziger Missionswerk finanziell unterstützt.Ich treffe Sophia Moshi, die Ausbildungsleiterin. Sie führt mich auf dem weitläufigen Gebäude herum. Die Aufgabenbereiche sind vielfältig. Sophia ist sehr stolz auf die Arbeit, die sie zusammen mit den vielen Helfern hier leistet, das höre ich in jedem Satz.
Orthopädisches Zentrum
Auf Stühlen im Schatten sitzen Kinder und trinken Kakao. Die Beine sind bei manchen eingegipst, bei anderen ohne Gips sehr dünn und merkwürdig verdreht. Sie sind Patienten der orthopädischen Abteilung des Zentrums, die Klumpfußbehandlungen durchführt. Die Kinder erhalten über mehrere Wochen einen Gipsverband, der die Fehlstellungen der Beine und Füße korrigieren soll. Bei kleineren Kindern gelingt die Korrektur oft nach acht bis zehn Wochen ohne Operation, bei größeren muss manchmal trotzdem noch operiert werden. Jede Woche wird neu eingegipst. Die Kinder erhalten außerdem Physiotherapie.
„We believe in your ability“ - Wir glauben daran, dass du es schaffst.
Es geht weiter zu den Werkstätten. Hier werden insgesamt 72 behinderte junge Leute zu Schneidern, Schreinern, Schustern, Bäckern und Schlossern ausgebildet. Während der dreijährigen Ausbildung wohnen sie auch auf dem Gelände in kleinen Zimmern zu dritt oder viert zusammen. Nur 17 der Studenten können ihr Schulgeld selbst aufbringen, der Rest hat ein Stipendium, das durch Spenden finanziert wird. Die Schüler kommen aus ganz Tansania, es gibt viel mehr Bewerbungen als Ausbildungsplätze.Die Unterrichtsräume sind bis auf die Ausbilder leer, die Studenten sind beim Theorieunterricht. Zur Ausbildung gehören nicht nur die praktischen Fähigkeiten, sondern auch eine Schulausbildung. Nur wenige haben vorher eine Schule besucht und müssen nun lesen, schreiben und rechnen lernen.
In der Schneiderei näht die Ausbilderin an einem Kleid. Mir fällt wieder einmal auf, wie schön die afrikanischen Kleider aus den traditionellen Stoffen sind und wie sorgfältig sie verarbeitet werden. Bluse und Rock werden unterfüttert, alles ist akkurat vernäht. Die alte solide Pfaff-Nähmaschine mit Fußbetrieb, wie sie meine Oma benutzte, leistet hier noch gute Dienste - echte deutsche Wertarbeit. An der Wand hängen Kinderkleider, Erstlingswerke der angehenden Schneiderinnen und Schneider.Wir besuchen auch die Schusterwerkstatt, wo schöne Schuhe und auch Spezialschuhe für Behinderte maßgefertigt werden. Die Flipflops aus Leder werden auch im Laden verkauft.In der Schreinerei gibt es größere elektrische Geräte. Hier werden unter anderem Regale und Schulmöbel hergestellt. Das Zentrum arbeitet nicht nur für den Eigenbedarf, sondern bekommt auch Aufträge, zum Beispiel von Schulen, um Geld zu erwirtschaften.
In der Schlosserei werden „Tricycles“ hergestellt - Fahrräder mit drei Rädern und einem Pedalantrieb, der mit den Händen bewegt wird. Sie sind ein stabiles Transportmittel für Menschen mit gelähmten oder fehlenden Beinen.An der Tür der Bäckerei sitzt der Besitzer des Gefährtes auf dem Boden und verdrückt gerade genüsslich einen Muffin. Wir müssen vor dem Betreten die Schuhe ausziehen und erhalten saubere Plastikschuhe, bevor wir die heiligen Hallen betreten dürfen. Alles ist hier super sauber - vom riesigen Profibackofen bis zu den Regalbrettern mit den Zutaten. Das Zentrum hat einen Verkaufsstand für Brot und Kuchen direkt an der Straße, zusätzlich wird das Brot auf einheimischen Märkten angeboten. Es ist besonders bei den deutschen Einwanderern beliebt, denn es ist dunkles Brot mit Körnern und schmeckt fast wie in Deutschland. Ein Stück Heimat eben.Alle Absolventen erhalten übrigens einen Werkzeugsatz oder eine Nähmaschine, um damit in ein selbstbestimmtes Leben zu starten, wenn sie in ihre Dörfer zurückkehren.
Hilfe für geistig behinderte Kinder
In einem weiteren Klassenraum treffen wir auf einen jungen Mann, der ganz akribisch genau kleine Stoffstreifen auf Karten klebt und sich dabei durch uns überhaupt nicht stören lässt. Egbart ist Autist und kann auch wunderschön malen. Die Karten und Drucke seiner Zeichnungen werden ebenfalls im Laden verkauft. Sophia erklärt mir, dass dies eine Klasse für geistig behinderte Kinder und Jugendliche ist, die hier speziell gefördert werden und Alltagsdinge lernen, um möglichst selbstständig zu werden. Sie haben auf dem Gelände auch Hühner und Kaninchen, außerdem einen Garten, in dem Gemüse angebaut wird.Ich habe längst noch nicht alles gesehen. Das kleine Gästehaus beherbergt zurzeit ein deutsches Ärzteteam, das für zwei Wochen in einem örtlichen Krankenhaus Operationen durchführt. Diese Teams kommen zwei- bis dreimal im Jahr, und das Center organisiert dann Unterkunft und Vorbereitung der Patienten.
Der Weg führt vorbei an einem Feld mit Mais, Bohnen und Bananenstauden, die für die Versorgung der Schüler angebaut werden, zu den Unterkünften. Kleine Zimmer, Wäsche hängt im Hof. Männer und Frauen wohnen getrennt, aber ab und zu gibt es natürlich Romanzen, verrät mir Sophia mit einem Augenzwinkern. Diese kleinen Zimmer beherbergen auf jeden Fall große Träume von der Zukunft.Wir gelangen zu einer großen Baustelle. Hier entsteht eine Secondary School, also eine weiterführende Schule, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen lernen sollen. Noch steht nur der Rohbau mit einer Etage. „Sobald Geld da ist, bauen wir noch eine Etage drauf. Und im Januar sind wir fertig“, sagt Sophia. Ich bewundere den selbstverständlichen Optimismus und das Gottvertrauen, was uns Deutschen so befremdlich ist. Hakuna Matata eben.
Bei der Rückkehr zum Hauptgebäude kommen wir am „Tanz Hands-Café“ und dem Verkaufsstand für das Brot und den Kuchen sowie dem Souvenirladen vorbei - drei weitere wichtige wirtschaftliche Einnahmequellen für das Zentrum.Am Ende unseres Rundgangs gehen wir noch einmal bei den Kindern vor den Behandlungsräumen vorbei, die im Schatten sitzen und fröhlich spielen. Vielleicht können sie bald ohne Krücken laufen und herumspringen. Ich wünsche es ihnen so sehr.Der Besuch des Zentrums hat mich sehr beeindruckt, weil hier echte Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird. Das Zentrum ist auf Spenden angewiesen und auch ein kleiner Betrag hilft.
Auf der Website des Centers finden Sie weitere Informationen auf in deutsch. Wenn Sie die Arbeit des Rehabilitation Centers kennenlernen möchten, empfehlen wir, eine Vor- oder Nachnacht zu Ihrer Safari ab/bis Arusha einzuplanen. Führungen im Zentrum sind nur gegen Voranmeldung möglich, den Laden und das Café können Sie natürlich gern zu den regulären Öffnungszeiten besuchen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Arbeit des Zentrums durch Sachspenden zu unterstützen, indem Sie an der Aktion „Pack for a purpose“ teilnehmen.African View Lodges, die die gleichnamige neue Lodge sowie die Ngurdoto Lodge verwalten, sammelt Spenden für das Rehabilitation Center.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website "Packforapurpose.org" oder in unserem Blogbericht.Sollten Sie eine Tansaniareise über uns mit Übernachtung in Usa River (African View Lodge, Ngurdoto Lodge) gebucht haben, erhalten Sie mit den Unterlagen nochmals ein Informationsblatt.
Reisebericht Tansania
- Inforeise Tansania
- Eine Chance für kranke Kinder in Tansania
- Auf der Kaffeefarm Kilimanjaro Plantation Ltd
- Zu Besuch bei den Massai in Olpopongi
- Tagestour durch den Arusha Nationalpark
- Auf zur Safari - Tarangire Nationalpark
- Endoro Lodge, Karatu
- Durch das Ngorongorohochland in die Serengeti
- Serengeti View Camp
- Mein Reisetagebuch - auf Pirschfahrt durch die Serengeti
- Pirschfahrt im Ngorongoro-Krater
- Lake Manyara und zurück in die Meru View Lodge
noch keine Kommentare