Ein erlebnisreicher Tag in Nairobi

von Judith Nasse

Nairobi, 05.09.2015

Nach einer geruhsamen ersten Nacht im Intercontinental Hotel und einem ausgiebigen Frühstück holt James mich ab. Heute steht ein ganztägiger Ausflug zu verschiedenen Attraktionen der Hauptstadt auf dem Programm. Schon einen Tag vor Beginn meiner Rundreise kommt Safari-Feeling auf, denn James öffnet das Hubdach des Minibusses, so dass ich zwischendurch aufstehen und fotografieren kann. Zunächst unternehmen wir eine Rundfahrt durch die Stadt, vorbei am Parlamentsgebäude, verschiedenen Ministerien, dem Kongresszentrum und durch mehrere Einkaufsstraßen. Es ist interessant, auf diesem Wege einen kleinen Einblick in das Leben der Stadtbevölkerung zu bekommen.

An einem Aussichtspunkt oberhalb des Uhuru Parks steige ich aus und blicke auf die im Dunst liegende Skyline Nairobis. Dann geht die Fahrt weiter zum Elefantenwaisenhaus des Sheldrick Wildlife Trusts. Schon lange habe ich mich darauf gefreut, die kleinen Dickhäuter einmal aus nächster Nähe zu sehen und etwas mehr über die Arbeit des Trusts zu erfahren.

 

 

 

Öffentliche Besucherstunde im Sheldrick Elefantenwaisenhaus

Nur wenige Minuten nachdem wir unsere Stehplätze eingenommen haben, kommt die erste Gruppe Elefantenkinder, die etwa acht Monate bis über ein Jahr alt sind, aus dem Busch gelaufen. Gierig stürzen sie sich auf ihre großen Milchflaschen. Nur eine Kordel trennt uns von den Tieren. Es dauert nicht lange und sie kommen bis nach vorne und trinken Wasser aus einer Tonne. Ich bin völlig fasziniert von den Kleinen und so sehr mit Fotografieren beschäftigt, dass ich gar nicht merke, dass mein Arm einem der Dickhäuter im Weg ist. Er streift mich mit seiner rauen Haut und danach sieht mein Unterarm in etwa so aus, als würde ich gerade im Garten arbeiten. Einer der Pfleger berichtet über die Arbeit des Trusts und stellt uns jeden Schützling namentlich vor.

Er erzählt, welche teils traumatischen Erfahrungen diese Elefantenbabys hinter sich haben. Ich beobachte, wie die Tiere spielen und ein Schlammbad nehmen. Ein Pfleger hilft ihnen dabei, indem er mit einer Schaufel Matsch auf ihre Rücken wirft. Es ist putzig, zu beobachten, wie einer der Kleinen anschließend versucht, wieder aus dem Schlammloch herauszukommen. Er strengt sich sichtlich an und bewegt sich kniend Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Einen Moment später – PLATSCH – rutscht er ab und liegt wieder im Matsch. Irgendwann verlassen die jüngsten Elefanten des Trusts das Gelände und eine zweite Gruppe mit den älteren Tieren kommt angelaufen. Wieder werden Milchflaschen gierig leergetrunken, es wird Fußball gespielt und kräftig im Schlamm geplanscht. Einen kurzen Moment bin ich unachtsam und schon passiert es: Eines der Elefantenkinder verpasst mir eine kleine Rüsseldusche, ein besonderes Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Ein asiatischer Besucher sagt etwas neidisch zu mir „You are very lucky“. Viel zu schnell vergeht die Stunde mit den kleinen Dickhäutern. Ich freue mich schon, dass ich übermorgen nochmals hierher kommen werde.

Giraffen hautnah erleben

Ich fahre weiter zum Giraffe Center, einer Aufzuchtstation für die vom Aussterben bedrohten Rothschild-Giraffen, die bereits 1979 gegründet wurde. Die meisten der über 50 aufgezogenen Tiere konnten anschließend wieder ausgewildert werden. Eine junge Frau begrüßt mich und drückt mir gleich Futter in die Hand. Sie erklärt mir, dass ich die Pellets einzeln füttern soll. Gesagt, getan. Ruckzuck nähert sich mir ein riesiger Kopf, und mit ihrer langen Zunge verschlingt die Giraffe beinahe gierig das Futter. Es ist schon faszinierend, diese großen wunderschönen Tiere aus nächster Nähe zu erleben. Die Angestellte sagt mir, ich solle mich doch einmal von der Giraffe küssen lassen, denn dann könne ich zu Hause von einem ganz besonderen Erlebnis berichten. Ich überlege eine Weile, verzichte dann aber lieber doch auf diese sicherlich ganz spezielle Erfahrung, denn die Fütterung ist eine recht klebrige Angelegenheit. Neben einer Plattform, von der aus man die Tiere auf Augenhöhe füttern kann, gibt es im Giraffe Center auch einige interessante Informationstafeln wie z.B. über die verschiedenen Giraffenarten und ihre prähistorischen Verwandten.

Safari-Feeling in der Großstadt- das Ole Sereni Hotel

Nach einem erlebnisreichen Tag in Nairobi steht ein Abendessen im Ole Sereni Hotel auf dem Programm. Dieses stilvolle moderne Hotel gefällt mir auf Anhieb. Ich staune, als mich einer der Kellner zu meinem Tisch auf der Restaurantterrasse führt. Das Restaurant trägt den Namen „The Waterhole“. Während es langsam dämmert, genieße ich den Blick auf das Buschland des Nairobi Nationalparks und das besondere Ambiente auf der Terrasse. Nicht weit entfernt ist eine große Herde Büffel zu sehen. Wie schade, dass es bald dunkel sein wird. Ich probiere einige lokale Spezialitäten vom Buffet. Besonders gefällt mir das umfangreiche Nachtisch-Buffet mit verschiedenen Kuchen und „banana fritters“. Ein schöner Tag in Kenias Hauptstadt geht zu Ende. Ich freue mich schon sehr auf den Beginn meiner Safari am morgigen Tag.

noch keine Kommentare