Auf Pirschfahrt - Nashörner

von Susanne Schlesinger

Das Nashorn, auch Rhinozeros (Rhino) genannt, ist ein echtes evolutionäres Urgestein. Seine Vorfahren, die bis zu fünf Tonnen wogen, waren bereits vor 50 Millionen Jahren auf fast allen Kontinenten verbreitet. Viele Nashornarten starben aber, wie auch das Mammut, während der letzten Eiszeit aus. Ein bisschen Dinosaurierähnlichkeit ist geblieben.
 

Heute zählt man nur noch fünf Gattungen. Panzer-, Java- und Sumatranashörner leben in Südostasien, Breit- und Spitzmaulnashörner im südlichen Afrika und der südlichen Sahara-Region. Alle sind in ihrem Bestand stark bedroht. Ihr größter Feind ist der Mensch. Er schränkt den Lebensraum der Nashörner immer weiter ein  und er jagt die Tiere wegen des begehrten Horns, das in der asiatischen Medizin als Aphrodisiakum und Krebsheilmittel gilt und hohe Preise erzielt.

Immer wieder wird aus Wildreservaten berichtet, dass Nashörner schwer verletzt oder getötet wurden. (siehe auch der Artikel: Die Nashörner im Kariega Game Reserve). Nach Angaben der Südafrikanischen Nationalparks wurden im vergangenen Jahr trotz der Schutzmaßnahmen 668 Tiere in südafrikanischen Parks getötet, in den ersten zwei Monaten des Jahres 2013 bereits 146. Das Horn ist neben dem massiven Körperbau das markanteste Merkmal. Je nach Gattung tragen die Nashörner ein oder mehrere Hörner, die bis zu 1,50 Meter lang werden können. Sie dienen als Waffe im Kampf und nutzen sich ab bzw. können auch abbrechen. Da sie wie Fingernägel oder Haare aus Keratin bestehen, wächst das Horn wieder nach.

Zum Schutz vor Wilderei wird in einigen Tierreservaten deshalb das Horn unter Betäubung abgesägt. Dies schadet dem Tier zwar nicht, macht es aber für Touristenfotos nicht schöner. Eine neue Methode wird in Südafrika angewandt, bei der in das Horn eine Mischung aus Farbe und einem Parasitenmittel injiziert wird, das bei Menschen Übelkeit auslöst. So ist zum einen das Horn für asiatische Heilmittel wertlos und zum anderen bei Flughafenscans sichtbar.

Nashörner sind Pflanzenfresser und benötigen rund 60 Kilo Gras und Blattwerk pro Tag. Im Laufe der Evolution hat sich der Kopf mit dem charakteristischen, nach unten gebeugten Nacken entwickelt. Auch das Maul und die hohen, sehr harten Zähne haben sich dem Futter angepasst. Die unterschiedlichen Maulformen gaben den afrikanischen Gattungen ihre Namen, und tatsächlich lassen sich die Nashörner leicht daran unterscheiden.

Irreführend ist dagegen die englische Bezeichnung Black Rhino für Spitzmaulnashörner und White Rhino für Breitmaulnashörner. Nashörner sind nicht schwarz oder weiß, sondern beide Rassen haben eine recht einheitlich graue Farbe. Es gibt mehrere Erklärungen zur Herkunft dieser Namen. Bei den White Rhinos ist sehr wahrscheinlich white = weiß vom Begriff wide = breit abgeleitet worden. Die Black Rhinos sind einfach als Gegenteil so benannt worden. Eine andere Theorie besagt, dass je nach Lebensraum heller oder dunkler Staub die Tiere weiß oder schwarz aussehen lässt. Nashörner haben, wie Elefanten auch, keine Schweißdrüsen und müssen sich deshalb regelmäßig mit Schlammbädern und Staubduschen abkühlen und vor der Sonne schützen.

Neben dem spitzen und breiten Maul gibt es auch weitere körperliche Unterschiede. Spitzmaulnashörner sind kleiner und erinnern vom Körperbau mehr an Dinosaurier als die dickeren Breitmaulnashörner.
 

Das Gehör und der Geruchssinn sind bei Nashörner extrem gut ausgebildet, können dafür aber nicht gut sehen. Obwohl sie als erwachsene Tiere keine natürlichen Feinde in der Tierwelt zu fürchten haben, sind sie extrem vorsichtig und verstecken sich gern. Reizt man sie, gehen sie schnell zum Angriff über und setzen dann auch das Horn als Stoßwaffe ein. Das haben auch leichtsinnige Touristen bereits erfahren müssen. Immer wieder hört man von Nashörner, die sich bedroht fühlen und deshalb Fahrzeuge oder Menschen attackieren.

Die meisten Nashörner sind Einzelgänger. Lediglich zur Brunftzeit interessieren sich die männlichen Nashörner für das andere Geschlecht und kämpfen mit ihren Artgenossen. Weibliche Nashörner leben gelegentlich in Herden zusammen, meist zur Aufzucht der Jungen. Nashörner tragen zwischen 15 und 18 Monate. Ein Jungtier bleibt bis zu zweieinhalb Jahren bei der Mutter. Diese langen Zeiten erklären, warum sich der gefährdete Bestand bei anhaltender Wilderei kaum erholen kann.

Aufgrund ihres massigen Körperbaus wirken Nashörner schwerfällig, doch dieser Eindruck täuscht. Sie können weite Strecken trabend zurücklegen und bis zu 50 Stundenkilometer schnell werden. Nashörner markieren zwar ihr Revier mit „Duftmarken“ aus Kot und Urin, sind aber nicht fest an die Gebiete gebunden. Jedoch bevorzugen sie einen recht gleichförmigen Lebensstil und halten sich gern in Gegenden auf, in denen es Wasser, Gras und Dickichte gibt. Man hat sie auch schon in Höhen bis 3000 Meter angetroffen.

Auf Pirschfahrten in größeren Nationalparks gehört Glück dazu, ein Nashorn oder sogar mehrere vor die Kamera zu bekommen. Sie halten sich gern tagsüber im Schatten der Bäume auf und können sich trotz ihrer Größe erstaunlich gut tarnen.Meist trifft man sie an Wasserlöchern am Morgen oder am späten Nachmittag an.

Eine fast einhundertprozentige Sichtungsgarantie haben Sie jedoch, wenn Sie ein Nashornschutzgebiet besuchen, Es gibt mehrere in verschiedenen Reiseländern, zum Beispiel das Kariega Game Reserve und der Hluhluwe Nationalpark in Südafrika, das Khama Rhino Reserve in Botswana oder auch den Lake Nakuru Nationalpark in Kenia. Zusätzlich gibt es private Wildparks, die Nashörner halten. Dies ist allerdings mit einem großen Aufwand verbunden, da sie fast militärisch geschützt werden müssen und viel Platz brauchen. 

F

olgende Organisationen und Projekte befassen sich neben vielen anderen mit aktivem Nashornschutz (Liste unvollständig):
Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V. - unterstützt seit 2010 ein Wiederansiedlungsprogramm von Spitzmaulnashörnern in der Serengeti.

The David Sheldrick Wildlife Trust in Kenia - hilft neben Elefanten auch verwaisten Nashornbabies und verletzten Nashörnern.

Khama Rhino Schutzprojekt- Botswana

Kariega Game Reserve and Park – Südafrika

Lake Nakuru National Park (KWS) – Kenia

Rhino Sanctuary im Tsavo Nationalpark (KWS) – Kenia

Project Rhino in KwaZulu Natal

Gallmann Africa Conservancy (Ol ari Nyiro) – private Farm in Kenia

Ziwa Rhino and Wildlife Ranch, Murchinson Nationalpark, Uganda - privates Schutzgebiet mit Möglichkeit zur Fußpirsch.

6 Kommentare

Susanne

04.06.2013 um 15:29

Vielen Dank für den freundlichen Hinweis. Ich habe die Namen entsprechend geändert - der Link führte zur richtigen Internetseite und unsere Leser konnten sich sicher denken, wer gemeint war. Trotzdem ist es natürlich gut, auf Fehler hingewiesen zu werden, damit alles korrekt geschrieben ist. Freundliche Grüße, Susanne Schlesinger

Dorraine Job

04.06.2013 um 15:08

Deutsche Zoologische Gesellschaft = Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Der angegeben Name existiert nicht!

Susanne

24.04.2013 um 11:22

Das Thema Nashornhornwilderei ist weiterhin aktuell.

Heute morgen lief ein Beitrag im ARD/ZDF-Morgenmagazin zum Thema Wilderei in Südafrika.

Ein interessanter Ansatz wird in dem Beitrag erwähnt-man will vietnamesische und chinesische Apotheker nach Südafrika bringen, um ihnen die Tiere in freier Wildbahn zu zeigen. Ob das gegen jahrhundertelang verwurzelte Tradition und Aberglauben hilft?

In der vergangenen Woche wurden im Nationalmuseum in Dublin vier Nashornschädel mit Hörnern gestohlen (Marktwert 500.000 Euro). Solange es noch einen so lukrativen Markt für das Horn gibt, wird sich kaum etwas ändern.

Susanne

10.04.2013 um 08:59

Lieber Boris, danke für das Lob. Die nächsten Folgen der Reihe sind schon in Planung und ich finde schon beim Schreiben und Recherchieren viele interessante Dinge, die ich so über die Tiere nicht wusste. Und es wird immer mehr klar, wir sehr privilegiert sind, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen zu können und nicht eingesperrt in einem Zoo. Deshalb sollten wir als Afrikareisende auch ganz bewusst etwas für den Artenschutz tun, sonst können wir bald keine so tollen Fotos mehr machen.

Viele Grüße, Susanne Schlesinger

Boris Schneider

09.04.2013 um 18:11

Ein wirklich sehr schöner und interessanter Bericht mit einer super Bebilderung :)

@Susanne:

Danke für die Information. Ziemlich interessant. Siehst du mal. Ich habe mir bisher darüber noch keine Gedanken gemacht. Gut zu wissen wäre ja, wie lange die Hybriden leben. Scheinbar sterben sie vor der Geschlechtsreife...schade, schade.

Susanne

26.03.2013 um 14:36

Das Foto mit dem schwarz-weißen Rhino hat mich auf die Idee gebracht, mal bei der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt nachzufragen, ob sich Spitzmaul- und Breitmaulnashörner untereinander paaren können. Die Antwort ist sehr interessant:

Theoretisch können sich Spitzmaul und Breitmaulnashörner paaren, de facto tun sie das in freier Wildbahn aber nicht. Die beiden Arten, die ja sogar zwei unterschiedlichen Gattungen angehören, unterscheiden sich auch vom Habitat und vom Verhalten her und kommen sich somit im Normalfall nicht in die „Quere“. Anders sieht es aus, wenn Tiere beider Arten auf sehr engem Raum gemeinsam gehalten werden, etwa auf Game Ranches. Hier kann es durchaus zu Kreuzungen kommen. Was die Literatur hergibt, ist, dass diese Kälber aber relativ jung sterben.

Breitmaul- (Ceratotherium simum) und Spitzmaulsnashörner (Diceros bicornis) sind wie gesagt nicht nur zwei unterschiedliche Arten sondern zwei unterschiedliche Gattungen, d.h. sie sind genetisch vergleichsweise weit voneinander entfernt; Breitmaulnashörner haben 82 Chromosomen, Spitzmaulnashörner 84, von daher wäre ein Hybride ohnehin nicht fortpflanzungsfähig.