Sango Safari Camp in Khwai

von Ulrike Pârvu

Der Flug von Linyanti nach Khwai ist ein Traum. Der Pilot von Mack Air fliegt recht tief über die herrliche Wasserlandschaft, so dass wir die Flussläufe, Lagunen und Seen ganz wunderbar aus der Luft sehen können. Der Savuti Channel, den wir schon kurz nach dem Start überfliegen, ist ein breites Wasserband. Er führt erst seit zwei Jahren wieder Wasser und war davor mehr als 20 Jahre lang ausgetrocknet. Es ist schon jetzt, Anfang Mai, sehr viel Wasser im Delta, für Juni-Juli wird noch mehr erwartet. Wir landen kurz in Xakanaxa, wo zwei Gäste aussteigen, und fliegen dann noch zehn Minuten weiter nach Khwai. Die Sonne glitzert auf dem Wasser, auch Ulrike geht es gut, ihr Doping funktioniert und sie macht sogar Fotos. Ein Wagen vom Sango Safari Camp seht schon bereit. Ein junger Schwarzer springt heraus:„Hi, I'm Face, nice to meet you, welcome to Khwai.”Wir stellen uns vor und fragen nach: „What is your name again?“Er: „Face“Wir: „???“Er: „Face – like Facebook!“”Wir: „Aaah“

 

Der Weg zum Camp ist eine Herausforderung. Mehrmals müssen wir tiefe Wasserstellen durchqueren, denn die Wege sind teilweise überschwemmt. Nach 25 Minuten erreichen wir Sango. Genau wie bei der Ankunft in Linyanti singen auch hier die Angestellten ein Lied für uns. Die nachfolgende Prozedur mit Willkommensdrink, feuchten Tüchern und Einführungsgespräch fällt sehr kurz aus, denn es ist schon fast 16 Uhr, und zwei andere Gäste warten bereits auf ihre erste Pirschfahrt, bei der wir mit dabei sein wollen. Also in Windeseile den zentralen Bereich und die Zelte von innen und außen fotografiert und inspiziert, das Licht ist gut und wir sind ja nur kurz da. 

Das Camp ist noch neu, es wurde erst vor einem knappen Jahr eröffnet. Das sieht man auch auf angenehme Weise. Das schöne dunkelrote Holz, aus dem die einzelnen Holzplattformen und privaten Terrassen gemacht sind, glänzt noch. Man steigt ein paar Stufen zu seiner Plattform hinauf und findet zunächst zwei Stühle und eine alte Truhe als stilvollen Tisch vor. Hier kann man verweilen, auf die Wasserlandschaft am Khwai-Fluss schauen und der Natur lauschen. Die Zelte sind nicht groß, aber gut durchdacht und hübsch eingerichtet. Man betritt sie durch eine richtige Tür, nicht durch einen Reißverschluss. Um das Bett mit seinem großen Moskitonetz herum ist nur wenig Platz, doch immerhin gibt es einen Kleiderschrank und eine Abstellmöglichkeit für die Reisetaschen. Hinter dem Bett ist, durch Zeltwand getrennt, das Badezimmer mit Waschtisch und Spültoilette. Zum Duschen geht man auf der Rückseite des Badezimmers quasi aus dem Zelt heraus ins Freie. Etwa einen Meter über der Erde und mit Zeltbahnen blickdicht geschützt ist die Außendusche auf einer kleinen Holzplattform. Das warme Wasser zum Duschen muss man vorbestellen – Prinzip Eimerdusche, aber komfortabel und mit einem Duschkopf, Warm- und Kaltwasserregler gut zu dosieren. Wir probieren es am nächsten Tag aus – es funktioniert prima. Sechs solcher Zelte gibt es für insgesamt zwölf Gäste. Leider stehen sie sehr nahe beieinander, so dass nicht viel Privatsphäre bleibt.

 

Nun aber auf zur Pirschfahrt. Die anderen beiden Gäste auf unserem Fahrzeug sind Werner und Ruth aus Hessen. Sie sind schon sehr safari-erfahren und haben jeder Erklärung des Guides noch etwas hinzuzufügen. Immerhin lernen wir von ihnen auch Begriffe wie „Flying Chilli“ (Rotschnalbetoko) und „Jesus-Bird“ (Jacana, bzw. Blaustirn-Blatthühnchen, denn „it walks on water“. Gleich zu Anfang unserer Pirschfahrt, die heute Nachmittag außerhalb von Moremi in der Khwai Community Area stattfindet, passiert es: Face durchquert eine dieser tiefen Wasserstellen und bleibt mittendrin stecken. Der Land Rover will weder vor noch zurück. Ein erstes helfendes Fahrzeug schafft es nicht und dreht selbst durch. Ein zweites zieht uns letztlich rückwärts wieder heraus. Puh!

Wir merken schon bald den Unterschied zwischen Linyanti und Khwai. In Linyanti waren wir allein, was einerseits der privaten Konzession des Buschcamps zu verdanken ist, aber auch den insgesamt wenigen Besuchern in diesem Teil des Chobe-Parks. Khwai hingegen erinnert uns ein bisschen an Etosha oder die Serengeti. Die Fahrzeuge stehen hier miteinander in Funkkontakt. Wir sehen viele andere Fahrzeuge und viele andere Gäste anderer Lodges in der Umgebung, unter anderem der edlen Khwai River Lodge. Das gipfelt darin, dass wir nach unserem Sundowner noch ein Stück durch die Nacht fahren, bis zu einem Hyänenbau, den anscheinend alle Guides kennen. Dort treffen sich in kurzer Zeit vier Autos, die alle mit ihren Scheinwerfern die Szenerie ausleuchten wollen und den besten Platz zum Fotografieren suchen. Es blitzt und klickt und palavert in verschiedenen Sprachen, Motoren gehen an und wieder aus, die arme Hyänenmutter und ihre Kinder wissen sicher nicht, wie ihnen geschieht.

 

Bei unserer Rückkehr ins Sango Safari Camp leuchten unzählige Kerzen und kleine Solarlampen, von denen auch wir gleich eine in die Hand gedrückt bekommen. Das Messezelt und auch der offene Platz davor, auf dem schon ein kleines Feuer brennt, sind mit sehr vielen solchen Lampen stimmungsvoll ausgeleuchtet. Das Camp ist mittlerweile fast ausgebucht. Wir essen gemeinsam mit den anderen beiden Deutschen, einer größeren französischen Familie und zwei netten älteren Amerikanerinnen zu Abend. Nachdem geklärt ist, was wir am nächsten Morgen unternehmen, wann wir geweckt werden und wann unser Weiterflug geht, legen wir uns bald schlafen. Zum Glück klicken die Frösche im Khwai so laut, dass man das Schnarchen unserer Nachbarn zur Rechten und die Gespräche am Feuer zur Linken nur noch schwach hört. Wenigstens brummt kein Generator, hier ist alles sehr „eco-friendly“.

Ulrike und ich haben auf der Rückfahrt zum Camp mal zusammengezählt, wie viele Stunden wir in den letzten Tagen in Pirschfahrzeugen verbracht haben, und daraufhin beschlossen, eine „Frequent Gamedriver Card“ einzuführen. Beim Gedanken daran müssen wir immer wieder kichern.

Svenja, 05.Mai.2011 

Am Morgen fahren wir dick angezogen und mit Wolldecken auf den Knien ins Moremi-Wildreservat hinein. Auf diese Pirschfahrt hatte ich mich besonders gefreut und viel davon erwartet. Doch alles ist noch sehr grün, es wächst hohes Gras, alle Bäume sind belaubt und überall im Park steht Wasser – da ist es mit der Tierbeobachtung leider nicht so einfach. Wir sehen in dreieinhalb Stunden Pirschfahrt nicht viel mehr als Impala-Herden, einzelne Letschwe-Antilopen und Zebras sowie drei Warzenschweine. Die Landschaft ist aber herrlich und sehr abwechslungsreich. Am schönsten für mich ist dieser typische Geruch von wildem Salbei, der immer wieder Erinnerungen an meine ersten Campingsafaris im Okavango-Delta weckt. Ich nehme mir ein Zweiglein mit.

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