Reisebericht Kenia Uganda Ruanda (7): Gorillas

von Marco Penzel

Die Vorschrift lautet 8 Meter Sicherheitsabstand zwischen Mensch und Tier. Wenn sich ein junger Gorilla aber plötzlich am Rücken der Besucherin vorbei schwingt, kann sie nur noch ganz ruhig stehenbleiben ... Foto: Manfred KautzKnapp zwei Stunden dauert die Fahrt nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Hier besichtigen wir zuerst die Gedenkstätte für den Völkermord von 1994. Alles ist neu gebaut, zum großen Til mit europäischen Spenden bezahlt. Die Darstellung der Hintergründe für den Genozid ist beeindruckend, scheint mir aber etwas einseitig von der Sichtweise der Tutsi (Opfer des jüngsten Völkermords und heute die dominierende Bevölkerungsgruppe in Ruanda) bestimmt zu sein. Nach einem Besuch auf dem Souvenirmarkt und dem Mittagessen in einem Restaurant schaffen wir es bis gegen 16 Uhr an die Grenze nach Uganda. Dort dauern die Formalitäten nochmals mindestens eine Stunde. Da wir nur noch drei Tage in Uganda verbringen werden, können wir ein Transit-Visum für 15 US$/28.000 Ush. kaufen. So kommt man unterm Strich (30+15 US$) viel günstiger, als wenn man in Deutschland ein Mehrfachvisum für Uganda vorbestellt hätte. Auch für die Wartezeit an der Grenzabfertigung hat es keine Vorteile, das Visum schon vorher im Pass zu haben. Die Mitglieder der Gruppe, die ein Visum aus Deutschland mitgebracht haben, mussten sich ebenfalls anstellen und am Ende auf den Rest der Gruppe warten. Die Fahrt dauert dann nochmals eine Stunde (alles auf Asphalt), bis wir den Bunyonyi-See in einer schönen Hügellandschaft erreichen. Der Campingplatz "Lake Bunyonyi Overland Camp&Parking" liegt idyllisch am Ufer und hat auch feste Hauszelte auf Plattformen am Hang und Bungalows. Die Sanitäranlagen sind sehr gut.Einen relativ relaxten Tag verbringen wir am Ende der Reise hier am Lake Bunyonyi. Am Vormittag haben sich die meisten für die Bootsfahrt entschieden (Gesamtpreis 130.000 Ush : zehn Leute = 13.000 Schilling pro Nase). Wir fahren über eine Stunde auf dem nicht enden wollenden See mit vielen schönen, steilen Uferlandschaften. Uns begegnen Boote mit Bauern, die auf dem Weg zum Markt sind. Bei den Pygmäen, den Ureinwohnern dieser Gegend, werden wir zuerst von vielen Kindern begrüßt. Äußerlich unterscheiden sich diese Menschen nicht so sehr von den anderen Einheimischen wie etwa im südlichen Afrika die Buschleute (zu denen die Pygmäen wohl irgendwie auch gezählt werden) von den Schwarzafrikanern. Sie leben recht arm, vor einer Hütte organisieren sie spontan eine Tanz- und Gesangsaufführung, was gute Fotomotive ergibt. Auf dem Rückweg legen wir noch an einer Schule an. Der sichtlich stolze Direktor trommelt seine Schüler aus den Klassenzimmern, und wieder gibt es eine Tanz- und Gesangsvorführung für uns. Wir hinterlassen natürlich auch eine Spende für die Schule, in der auch viele Waisenkinder unterrichtet werden. Nach dem Lunch ist Zeit zum Duschen, packen und Webervögelfotografieren, bevor wir am Abend wieder bei Bier und - von East African Explorer Safaris spendiertem - Wein am Lagerfeuer zusammensitzen, das der Barmann extra für uns angezündet hat.Camping-Küche am Lake Bunyonyi, UgandaUnsere Küche im letzten Camp der Reise am Lake BunyonyiAm letzten Morgen sammle ich von allen Reiseteilnehmern das Trinkgeld in meinem Hut ein und übergebe es vor aller Augen in einem Paket an Robert, der es an die Mannschaft verteilen soll. Es kam ein ganz nettes Bündel zusammen, ich hatte 30 US$ gegeben. Dann folgt eine lange Fahrt auf guten Asphaltstraßen Richtung Norden. Wir halten zum Mittagessen und etwas später nochmals am Äquator. Gegen 16 Uhr sind wir in Kampala und sehen uns noch die Kasubi Tombs (alter Königspalast und Begräbnisstätte für vier Könige des Buganda-Reiches) an. Danach geht es zum Flughafen nach Entebbe. Emirates ist mehr als kulant, beim Check-In läßt der Mann am Schalter mein Übergepäck (6 Kilogramm zuviel!) ohne Kommentar durchgehen. Nebenbei teilt er mir noch den Stand des gerade laufenden WM-Spiels Deutschland-Schweden (2:0) mit, dessen weiteren Verlauf wir dann im Wartebereich auf einem Fernseher verfolgen. Meine Bitte um Hand-Check der empfindlichen Filme war heute wieder bei zwei Kontrollen erfolgreich. Via Dubai geht der Flug nun wieder ins Land der gevierteilten Mülleimer (Papier - Plastik - Glas - Restmüll).

2 Kommentare

Marco

24.11.2008 um 13:16

Ein Detail muß ich korrigieren. Der aufgeregte nächtliche Nilpferdfotograf, den ich im Red Chilli Camp aus meinem Zelt beobachtete, war kein Mitglied unserer Gruppe sondern ein Japaner mit seinem Sohn.
Im Bericht steht einfach so, das älteste Mitglied der Gruppe bestimmte das Tempo. Tatsächlich waren auch wir jüngeren, schnaufenden Gorillatracker einige Male ganz froh, als der Rainer um eine Pause bat.
Viele Grüße, Marco.

Rainer Hünich

24.11.2008 um 13:05

das älteste Mitglied der Gruppe war ich. Kurz bevor wir "unsere" Gruppe endlich getroffen haben, war ich kurz davor aufzugeben. Doch das Erlebnis, das dann folgte war
das bislang eindrucksvollste und wohl nachhaltigste (meine Eheschließung natürlich ausgenommen) in meinem Leben. Das Erleben der Verhaltensweisen der Gorillas untereinander und das Tolerieren unserer Anwesenheit, glaube ich, provoziert schon die Frage, ob das noch Tiere sind.
Dass das Flusspferd vor unserem Zelt das Haustier des Camps gewesen sein soll, haben wir so nicht registriert und haben
entsprechend an unser "letzten Stündlein" geglaubt. Und der verrückte Filmer des Tieres war ein in der Gruppe mitrei-sender Verhaltensforscher.
Die Reise insgesamt habe ich als die Reise empfunden, die
wohl von den Eindrücken her die "afrikanischste" aller meiner Afrikareisen bleiben wird.
Zu großem Dank sind wir Marko verpflichtet, der unsere "Englischkenntnisse" hervorragend kompensiert hat.