02.11.2014 um 18:40
Die Familie Fox ist auch mit den erwähnten Lodgen ein wichtiger Arbeitgeber.
Mufindi ist keine klassische Safari-Lodge. Jemand, der auf seiner Tansania-Reise nur Großwild sehen will, wird hier nicht herkommen. Aber wer das Leben einer britischen Farmerfamilie, die Arbeit auf einem großen Hof unter afrikanischen Bedingungen und das soziale Engagement der Foxes kennenlernen möchte, der kann hier seine Safari für ein paar Tage auf höchst interessante Weise unterbrechen. So wie wir. Jeanies Kinder haben Schulferien. Die zwölfjährigen Zwillinge James und David gehen auf ein Internat in Kenia, der 16-jährige Sohn Michael auf ein Internat in London. Die zwei Monate Sommerferien, die sie gemeinsam auf der Farm ihrer Eltern und Großeltern verbringen, sind eigentlich Winterferien.
Hier auf etwa 1800 Metern zeigt das Thermometer nur 14 Grad, am Morgen sind die Temperaturen einstellig. Jeanie trägt einen Wollpullover, wir holen die langärmeligen Pullis und Fleecejacken aus dem Gepäck. In unserer gemütlichen Blockhütte ist genug Platz für uns vier. Für die Kinder gibt es ein solides Etagenbett. Das große Bad bietet Dusche, Badewanne und zwei Waschbecken. Alles ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber liebevoll eingerichtet und mit frischen Blumen dekoriert. Wir haben sogar eine Terrasse und einen Vorgarten mit kurzgeschnittenem Rasen und blühenden Blumenstauden. Weitere zehn Hütten gibt es auf dem großen Gelände, die meisten für zwei Personen und ohne Badewanne, aber alle mit schönem Blick von der Anhöhe herab in die Weite der südtansanischen Berglandschaft.
Elise möchte reiten, Simon angeln. Da das Reiten nur vormittags angeboten wird, gehen wir gleich am Ankunftstag auf Fischfang. Mufindi, auch als Fishing Lodge bekannt, hat drei Forellenteiche. Ein kurzer Wanderweg führt von der Lodge durch einen Pinienwald hinunter zum ersten der drei Teiche. Am Ufer liegt ein Boot, Jeanie und James bringen Paddel, Angel und Haken mit. Los geht's. Der sonnige, aber kühle Nachmittag wirkt wie ein schöner Herbsttag. Am Ufer blühen Seerosen in großen Teppichen, es ist friedlich und still. Jeanie hilft Simon, die Angel auszuwerfen. Gar nicht lange, und es zappelt eine Forelle daran. Dann kommt Elise an die Reihe. Während sie geduldig auf ihren ersten Fang wartet, verheddert sich beim Aufwickeln die Leine von Simons Angel. Jeanie und James wollen helfen, und dann passiert es. Eine falsche Bewegung, und der Angelhaken mit dem gemeinen kleinen Widerhaken steckt in Simons Hand.
Die ganze Familie Fox kümmert sich rührend um den kleinen Patienten. Als nach gut zwei Stunden und einer kleinen Operation mit Betäubung und Skalpell (die lokale Krankenschwester ist eigentlich Hebamme) der Haken erfolgreich wieder aus der Hand entfernt ist, verspricht "Opa" Geoff Fox Simon für den nächsten Tag eine Runde auf seinem Quadbike. Strahlende Gesichter am nächsten Morgen, als Simon mit verbundener Hand glücklich am Steuer des Quadbikes sitzt und seine Schwester ebenso glücklich auf dem Rücken eines Pferdes.
Warum aber kommt man noch nach Mufindi, außer zum Herumtollen in blühenden Gärten, zum Wandern durch malerische Berglandschaften, zum Angeln, zum Reiten, zum Versorgen der Lämmchen, zum Erdbeerenpflücken, zum Genießen von Jeanies gutem Essen frisch von der Farm oder um ein neugeborenes Kälbchen zu besuchen und ihm einen Namen zu geben? Sicherlich um das zu sehen, wofür die Foxes eigentlich hier sind, ihre Projektarbeit mit den Menschen in den Nachbardörfern. Geoff und Vicky Fox haben hier in Mufindi schon vor vielen Jahren ein Waisenhaus, einen Kindergarten, eine Schule, ein Krankenhaus und ein Aids-Projekt ins Leben gerufen. Die Menschen, die in großer Armut fern von Städten oder Versorgungszentren leben, liegen ihnen besonders am Herzen. Geoff und Vicky sprechen fließend Swahili, genau wie Sohn Alex und Schwiegertochter Jeanie. So finden sie Zugang zu den Menschen, können sie zur Mitarbeit bewegen. Aus kleinen Schritten werden Erfolge, diese sprechen sich herum.
Immer mehr Dörfer aus der Umgebung schicken ihre schutzbedürftigen oder zu Waisen gewordenen Kinder in die Einrichtungen der Foxes, wo sie Unterkunft und Nahrung, Unterricht und Liebe bekommen. Im Gegenzug haben die dankbaren Dorfbewohner den Foxes weitere Ländereien geschenkt, auf denen sie Landwirtschaft betreiben dürfen. Wir besuchen die NGO (Non Government Organization) der Foxes, die nur gute zehn Fahrminuten von der Lodge entfernt liegt. Amari aus den USA, eine von mehreren Freiwilligen aus der ganzen Welt, führt uns strahlend und mit leuchtenden Augen von einem Haus zum nächsten. Sie ist seit einem halben Jahr hier und wird wohl noch ein weiteres Jahr bleiben.
Wir werfen einen Blick in den Kindergarten, schauen den Kleinen beim Frühstück zu und den etwas Größeren beim Spielen und Lernen. Wir sehen die Unterkünfte und Schlafräume der Kinder und die liebevoll gestalteten Aufenthaltsräume. Wir begrüßen die tansanischen Ersatzmuttis, die jeweils mit zwölf bis 15 Kindern in einem Haus wohnen, schauen beim Kochen und Waschen zu und erfahren, dass die Jugendlichen hier auch schon für künftige Berufe angelernt werden, so wird ihnen zum Beispiel das Nähen beigebracht. Im Haus der Krippenkinder hätte ich bleiben wollen. Eins der Kinder, das gerade erst laufen gelernt hat, kommt neugierig auf mich zugewackelt und lässt sich ohne Scheu in die Arme nehmen. Strahlende Gesichter auf allen Seiten. Die Kleinen tragen gebrauchte Sachen, Kleiderspenden aus reichen Industrienationen wie Deutschland, die hier auf den Märkten für ein paar Cent verkauft werden. Jeanie kauft sie an Markttagen gleich säckeweise ein.
Ein paar Teppiche sind auf dem Boden ausgelegt, dazwischen sitzen die Krabbelkinder auf dem kalten Steinfußboden. Kinder, die keine Verwandten mehr haben oder nur solche, die sich nicht um sie kümmern oder sie nicht ernähren können. Das Erlebnis geht unter die Haut. Ich kann verstehen, dass die Freiwilligen hier gern sind, die Hilfe von Mensch zu Mensch kommt an und öffnet Herzen. Im Kindergarten haben die Kinder nun Pause und dürfen raus. Auf dem Spielplatz fliegen die Bälle hoch. Simon hat einen Fußball verschenkt, ich ein paar Tennisbälle, das sorgt für große Freude.
Neben gutem, haltbarem Spielzeug und Kleidung, Schreib- und Malsachen sind Geldspenden auf das Konto der NGO die sinnvollsten Geschenke. Wir schauen den Kindern noch eine ganze Weile zu, dann ist es Zeit zum Aufbruch. Was wird aus diesen Kindern, wenn sie groß sind? Werden sie es einmal besser haben als ihre Eltern in den Dörfern? Werden sie ein bisschen Geld verdienen und ihre Familien ernähren können, werden sie gesund bleiben und ihre eigenen Kinder selbst erziehen können? Wir hoffen es und wünschen dem Lebenswerk der Foxes weiterhin viel Erfolg.--Hier ein Reisebeispiel für eine Flugsafari in Südtansania mit Aufenthalt in der Mufindi Highland Lodge und der Möglichkeit, das Hilfsprojekt zu besuchen: Südtansania Flugsafari "Mufindi".
02.11.2014 um 18:40
Die Familie Fox ist auch mit den erwähnten Lodgen ein wichtiger Arbeitgeber.
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