Kenias Nordparks: Rückblick und Fazit

von Svenja Penzel

Meine Erkenntnisse von meiner dritten Kenia-Reise innerhalb von drei Jahren sind diese:Die Nordparks sind etwas Besonderes. Mit „Nordparks“ bezeichnen die Kenianer die Wildreservate und Nationalparks nördlich des Mt. Kenya bzw. nördlich des Äquators, auch wenn diese Region eher im Herzen Kenias liegt als an der Nordgrenze des Landes. Abgesehen vom Lake Nakuru, der sowieso kein Nordpark ist und der zum Standardprogramm vieler Kenia-Safaris gehört, habe ich mich diesmal auf weniger besuchte und weniger bekannte Parks konzentriert. Es hat sich gelohnt. Die Tierwelt in den Aberdares, in Samburu, Buffalo Springs, Lewa und Ol Pejeta ist wunderschön. Diese Parks sind auch in der Regenzeit im April/Mai sehr gut zu bereisen (nicht einmal ein Allradfahrzeug ist dafür nötig) und auch dann erstaunlich tierreich. Angenehm ist die Höhenlage der Reservate um den Mount Kenya herum. Viele liegen auf 1600 bis 1800 Metern, was für angenehme Temperaturen und ein sehr geringes Malaria-Risiko sorgt.

Wer sich für eine Reise im April oder Mai entscheidet, hat zudem einen großen Preisvorteil und teilt die Tiersichtungen nur mit wenigen anderen Besuchern. Ich habe mir vorgenommen, nie wieder pauschal von einer Kenia-Reise in der Regenzeit abzuraten. Viel Regen haben wir auch im April nicht erlebt. Hin und wieder fiel er in der Nacht, die meisten Tage waren sonnig und warm. Ein Safari-Minibus (zumindest ein gut ausgestatteter mit guten Reifen von unserer Partnerfirma) steht einem Landcruiser in fast nichts nach. Er bietet guten Sitzkomfort, fährt sich etwas weicher als ein Landcruiser, hat dasselbe Hubdach und bietet denselben Platz im Fahrgastraum. Ich war erstaunt, was für Pisten dieser Minibus bewältigt, auch steinige und steile Anfahrten, Senken mit Wasserläufen und Querfeldein-Fahrten. Nur in sumpfigen, morastigen Gegenden hätte er wohl seine Schwierigkeiten, aber solche Gegenden blieben uns erspart.In den Hochland-Nächten wird es ganz schön kühl. In Aberdares, Ol Pejeta und Lewa war ich sehr froh über die Wärmflasche, die abends in meinem Bett lag.

Der Tourismus in Kenia ist schon vergleichsweise alt, sehr viel älter als im Nachbarland Tansania. Das hat einige Vorteile, zum Beispiel ist vielerorts der Service-Standard höher. Man kennt die Bedürfnisse und Wünsche der Touristen schon seit Jahren, das Personal in den Lodges ist gut geschult, die Service-Qualität ist nicht so schwankend wie in Tansania.Die Tiere in den Reservaten sind nicht scheu, sie sind seit Jahrzehnten an Autos gewöhnt und lassen sich ganz entspannt aus der Nähe fotografieren. Das ist aber in Tansanias Serengeti und im Ngorongoro-Krater ebenso gegeben. In Kenia gibt es ausreichend Kapazitäten für Safari-Touristen, und anders als in Tansania werden nicht ständig neue Lodges gebaut und die Zimmerzahl der bestehenden Lodges erweitert. In Kenia bekommt man auch in der Hochsaison überall noch relativ kurzfristig Zimmer, wenn man sich nicht auf bestimmte Lodges versteift. Während wir in Tansania oft zu kämpfen haben, mit drei Monaten Vorlauf geeignete Lodges für die Hochsaison im Juli/August zu bekommen, ist das in Kenia wesentlich einfacher. Auch sind Flüge nach Kenia leichter und günstiger zu buchen als nach Tansania. Es gibt einfach mehr Verbindungen nach Nairobi als nach Kilimanjaro.

Nachteile des „alten“ Tourismus in Kenia sind die großen Hotels an der Küste nördlich und südlich von Mombasa. Sie stammen aus den 70-er und 80-er Jahren, als TUI, Neckermann und Thomas Cook sowie britische Großveranstalter anfingen, Heerscharen von Badeurlaubern ins Land zu bringen. Heute füllen sich diese großen Kästen nicht mehr so gut, weil Kenia für einen reinen Badeurlaub viel zu schade ist und mehr und mehr Safari-Touristen gar nicht mehr an die Küste kommen, sondern ihre Reise ab und bis Nairobi planen. Manche möchten im Anschluss an ihre Safari lieber nach Sansibar fliegen als an die kenianische Küste. Mombasa selbst ist keine attraktive und keine sehr sichere Stadt, mehrere Anschläge hat es schon gegeben. Auch wenn diese nicht gegen Touristen gerichtet waren, so hat doch das Image der Stadt und der umliegenden Küstenregion gelitten.

Der Äquator ist eine interessante Linie, die sich quer durch Kenia zieht und die ich diesmal gleich mehrmals überquert habe. Was einem dort geboten wird und was man daraus machen kann, habe ich in einem eigenen „Äquatorial“ beschrieben.

Auch von meiner dritten Kenia-Reise kehrte ich begeistert zurück. Neben der Tierwelt, die mich immer wieder neu beeindruckt, haben mich diesmal besonders die Landschaften fasziniert. Das herrliche Elefantenparadies Samburu mit seiner Lebensader, dem Ewaso Nyiro River, die grünen Hügel der Aberdares, die wie ein Dschungel wirken und voller Tiere sind, das sanft gewellte Land von Lewa, in dessen wogendem Gras die Nashörner wie Urgestein erscheinen, die grandiosen Aussichtspunkte entlang des großen afrikanischen Grabenbruchs, Szenen wie in „Jenseits von Afrika“. Ich werde wiederkommen.

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