Chada Katavi Camp

von Marco Penzel

Chada Katavi, 21.11.2011

Zum Frühstück spielen sie in der Arusha Coffee Lodge Jingle Bells. Daheim in Deutschland öffnen heute die ersten Weihnachtsmärkte. Hier hat es in der Nacht etwas geregnet. Es ist wieder warm, der Gipfel des Mt. Meru ist zu sehen. Die Nähe zum Flugplatz stört die Ruhe in der Lodge kaum (nachts ist eh kein Flugbetrieb). Allerdings ist die Nähe der Straße Old Dodoma Road deutlich zu hören.

Am Flugplatz treffen sich am Morgen etwa zwei Dutzend Passagiere, die auf mehrere Maschinen (zumeist Cesna Caravan) verteilt werden und zu verschiedenen Safarizielen starten. Unser Flug nach Katavi und Mahale geht nur zweimal pro Woche. Acht Fluggäste wollen mit, ein Neunter hat kurzfristig storniert. So wird schnell noch etwas Fracht organisiert, um die Transportkapazität auszunutzen. Kisten mit Proviant stapeln sich auf der Waage. Camps wie Chada Katavi und Greystoke Mahale werden fast vollständig auf dem Luftweg versorgt. Mein Gepäck ist auf 15 Kilogramm beschränkt. Die Fototasche mitgerechnet, liege ich wohl zwei, drei Kilo darüber. Zum Glück werden die Taschen nur per Augenschein taxiert, aber nicht gewogen.

Etwa 1 1/2 Stunden dauert der erste Flugabschnitt, bevor wir in Tabora zum Tanken zwischenlanden. Aus der Luft sieht man unterwegs viele kleine Bauernhütten in frischgrüner Landschaft, die Felder sind gerade neu bestellt. Das Flugfeld von Tabora, einer Stadt ziemlich in der Mitte von Tansania, ist nur teilweise betoniert. Das Terminal Gebäude ist betagt, aber aufgeräumt und bis zu den Toiletten picobello sauber.

Chada Katavi Camp

Die zweite Etappe bis Katavi dauert etwa eine Stunde. Nun sind keine menschlichen Siedlungen mehr zu sehen, nur noch Buschland und Baumsavanne. Das Wetter trübt sich ein. Wir fliegen in den Regen. Bei unserer Landung scheint wieder die Sonne. Mark, der Campmanager, und Anafi, mein Guide, holen mich ab. Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt zum Camp.

Unterwegs halten wir bei einem Elefantenkadaver, der von zehn Löwen bewacht wird. Wie die junge Kuh ums leben kam, ist nicht bekannt. Auch über das Schicksal ihres zwei Jahre alten Kindes kann nur spekuliert werden. Chada ist ein echtes Buschcamp im alten Stil, mit einem kleinen Bibliothekszelt und einem kleinen Messezelt. Die Gästezelte sind seit einem Jahr auf Holzplattformen errichtet. Dazu gehört ein Badezimmer mit Buschdusche, deren Reservoir auf Bestellung mit heißem Wasser gefüllt wird. Über dem Waschbecken ist ein kleiner Kanister angebracht, so dass man fließendes Wasser zum Händewaschen hat. Der Klappspiegel mit hölzernem Rahmen, die Petroleumlampen - das gesamte Interieur erinnert an die Zeit der ersten Entdecker. Ich setze mich in einen mit Leder bespannten Regiestuhl auf meiner Veranda und schaue den Zebras und Wasserböcken zu, die in etwa 100 Meter Entfernung grasen. Die Ebene vor dem Camp ist übrigens der Lake Chada, eine sumpfige Fläche, die auch in der Regenzeit nicht als eigentlicher See zu erkennen ist.

Pirschfahrt in Katavi

Es sind weitere Wolken aufgezogen, dazwischen scheint jedoch die Sonne hervor und bringt das frische Grün, das die Landschaft überzieht, zum Leuchten. Wir fahren wieder zu den Löwen mit dem Elefantenkadaver, wo wir über eine Stunde verweilen. Zwei große Männchen gehören zur Gruppe, sie liegen faul im Gras. Im Gegensatz dazu ist der Nachwuchs noch mit Eifer dabei, sich genießbares Fleisch zu ergattern. Die Elefantenhaut erweist sich als ziemlich zäh. Im Hintergrund warten bereits unzählige Geier auf ihre Chance.

Wir fahren weiter und bekommen noch ein paar schöne Motive von Flusspferden mit weit aufgerissenen Mäulern geboten. In der Trockenzeit müssen die Kolosse in winzigen Tümpeln ausharren, die dank einer Quelle nicht ganz austrocknen. Nun haben sie langsam wieder etwas mehr Platz, die Tümpel im Flussbett des Katuma füllen und vergrößern sich. Doch noch reicht das Wasser nicht, um den Fluss zum Fließen zu bringen.

Als wir kurz vor Sonnenuntergang zum Camp zurückfahren, realisiere ich erst, dass wir den ganzen Nachmittag keinem einzigen weiteren Pirschfahrzeug begegnet sind. Die Löwen, die Hippos - alles meins.

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